Ohrakel
Kurz zu unserer Geschichte oder was sich vor langer Zeit zutrug...
Es war im letzten Jahrtausend, etwa um 1985, als ein paar musikbegeisterte Visionäre erkannten, dass in unserer Stadt trotz einiger zur damaligen Zeit bereits etablierten Organisationen und Institutionen noch etwas fehlte. Mit Musik und Kunst sollte es zu tun haben. Insbesondere mit deren individueller Hege und Pflege, nicht jedoch mit schierer Vermarktung. Denn das gab es ja bereits.
Auf der Suche nach einer geeigneten Plattform für diese Unternehmung wurden diese Pioniere im Ingolstädter Stadtteil Ringsee fündig. Geisenfelder Strasse 42, im Hinterhof eines Türkischen Restaurants, Kervan Seray, bekannt für seine Musaka und den Bauchtanz. Dies jedoch wäre eine andere Geschichte...
In diesem Hinterhof also befand sich ein kleines Kino, das wohl noch bis nach dem 2. Weltkrieg als solches betrieben wurde (wie meine Oma, eine alte Ringseerin, zu berichten wusste). Eine kleine Bühne war bereits vorhanden und so konnte mit vereinten Kräften die erste Version des späteren OHRAKELS in Betrieb genommen werden. Man traf sich dort zum Schach, Dart oder Tischtennis, später kam ein Billardtisch hinzu. Auch "fremde" Gäste waren willkommen, konnte man doch mit ein paar Zehnerl mehr fürs Bier einen Teil des für den Betrieb benötigten Geldes erwirtschaften. Ein paar mal im Jahr wurden auch Konzerte veranstaltet. Bands wie Supercharge, Jonathan Kalb oder Kabarett Stachelbär sind mir noch in Erinnerung.
Um Aufgabenverteilung, Verantwortung und finanzielle Organisation in eine geregelte Struktur zu bringen entschloss man sich 1987, den KULTUR-CLUB e.V. als gemeinnützigen Verein eintragen zu lassen. Dies brachte auch noch weitere Vorteile. Man konnte offiziell Fördermittel aus öffentlichen Töpfen beantragen, Mitgliedsbeiträge kassieren und ein wenig Steuern sparen.
Es hatte jedoch nicht nur Vorteile. Bei den Entscheidungen über den Betrieb von Bühne und Theke gab es, wen wird es überraschen, immer wieder kleinere aber auch größere Meinungsverschiedenheiten, was den häufigen Wechsel der Vorstandschaften bei den jährlichen Wahlen zur Folge hatte. Erst als sich ca. 1990 eine Vorstandschaft fand, die praktisch in allen Punkten an einem Strang zog, konnte mit der kontinuierlichen Entwicklung des KULTUR-CLUB e.V. begonnen werden. Diese Vorstände sind wir. Wir bauten die Veranstaltungen immer mehr aus, organisierten offene Bühnen, Austauschkonzerte, Festivals, waren mit einer grossen Bühne auf dem Ingolstädter Bürgerfest vertreten, kämpften um Aufstockung der Zuschüsse, erhöhten die Mitgliederzahlen und, und, und.
So wuchs und gedieh das OHRAKEL, wie es ab ca. 1993 hieß, in den 90ern prächtig und schien für die Zukunft bestens gerüstet. Doch es kam anders: Aus der Presse (wie so oft) erfuhren wir von den Plänen eines Investors, unser OHRAKEL samt türkischem Restaurant und angrenzender Firma einem Supermarkt weichen zu lassen. Nach von Anfang an aussichtsloser Intervention unsererseits war schnell klar: Das Gebäude wird abgerissen, Ringsee braucht einen großen Supermarkt, der Club muss ausziehen.
Wir mussten uns nach einer anderen Bleibe umsehen. Fieberhaft wurden alle möglichen Scheunen, Gewölbe, Hallen, Kneipen in Ingolstadt in Augenschein genommen und auf ihre Eignung als neues OHRAKEL hin begutachtet. Eine um die andere Möglichkeit erwies sich jedoch aus verschiedensten Gründen als nicht geeignet. Harderbastei nicht vermietbar, Kellerhals-Gewölbe zu teuer, Klenzepark-Gewölbe zu klein, und so weiter. Übrig blieb, wir wissen es alle, die alte Bananen-Halle am Ingolstädter Hauptbahnhof, von Viessmann als Niederlassung genutzt. Die Halle war frei, groß genug und konnte nach unseren Vorstellungen gestaltet werden. So luden wir im Oktober 1997 das gesamte Club-Inventar auf einen großen Hänger (Danke Sepp & Andy!) und zogen ins neue Zuhause. Wir bauten eine große Bühne, ausreichend Toiletten, ein Büro, ein Tonstudio, 5 Übungsräume und eine eigene große Licht- und Tonanlage ein. Freilich nicht ohne vorher die notwendigen Geldmittel aufzutreiben, die durch Darlehen, städtische Zuschüsse aber auch erhebliche Privateinlagen des 1. Vorstandes (merci Scheffe!) beschafft wurden. Wieder standen wir vor der Aufgabe, eine neue, jetzt viel größere Halle mit Gastronomie gemeinsam zu betreiben. Nach mehreren Versuchen, die optimale Form von Veranstaltungen, Werbung, Preisgestaltung etc. zu finden, kristallisierte sich das derzeit noch bestehende Modell als das tragfähigste heraus (Subba Flo!). Überwiegend Konzerte für junges Publikum, ein nicht zu knapp bemessener Anteil an Partys und Vermietung an andere Veranstalter bilden das Programm. Auch die Ingolstädter Musikszene ist nach wie vor vertreten.
Zum reinen Idealismus der Konzertveranstalterei gesellten sich allerdings auch erhebliche finanzielle Verpflichtungen. Unterhalt der Halle, Pacht des Grundstückes, Kreditrückzahlungen und notwendige Rücklagenbildung müssen termingerecht abgeführt werden. Blickt man jedoch auf die vergangenen 15 Jahre des Clubs und die bewältigten Probleme zurück, kann man mit Zuversicht die kommenden Jahre in Angriff nehmen. Wir jedenfalls bleiben am Ball, versuchen das Beste daraus zu machen und sind gespannt wie`s weitergeht!
Hoffentlich noch gscheit lang, Euer Kultur Club - Vorstand
1. Vorstand Michael Sawitzki (Allgemeines + Booking)
2. Vorstand Werner Eckert (Finanzen + Public Relations)
3. Vorstand Andreas Wüst (Homepage + EDV)
4. Vorstand Matthias Müller (Technik)
5. Vorstand Franz Waldmüller (Kasse + Garderobe + Band Relations)