Dombauverein Mainz e.V.
Gesund und kräftig hat es geschlagen schon seit Bischof Willigis und dann viele Jahrhunderte lang. Brände und Bomben hat es überdauert, Operationen von geschickten und solche von weniger geschickten Baumeistern. Es trägt den Zierat, aber auch die Wundmale einer mehr als tausendjährigen Geschichte.
Der Mainzer Dom ist unter den großen romanischen Schwesterkirchen am Rhein die älteste. Unaufdringlich beherbergt er in seinem Innern unermeßliche Kunstschätze, die bis in seine Gründungsjahre zurückreichen. Die Zeiten haben ihm zuweilen übel mitgespielt, mit Anbauten und Abbauten, Umbauten und Drumherumbauten. Sie haben jenes vielgliedrige Domgebirge geschaffen, das fast von jedem Stadtteil aus zu sehen ist. Nicht Stilreinheit macht seinen Charme aus, sondern das Stelldichein sprechender Spuren aus gänzlich verschiedenen Traditionen. Da muß ein romanischer Treppenturm zurechtkommen mit einem gotischen Kreuzgang, die imposante Prozession der Grabdenkmäler aus Gotik, Renaissance und Barock mit einem breiten Band von nazarenischen Wandbildern, der tief ergreifende Udenheimer Crucifixus mit den notgeborenen Kompromissen aus den ersten Nachkriegsjahren. Trotzdem oder gerade deshalb wird er geliebt, dieser Dom. Er gehört nicht nur der Geistlichkeit, sondern auch den Bürgem dieser Stadt, die sich in ihm wiederfinden. Er ist ein Gleichnis unserer Geschichte hier am Rhein, wo sich die Völker mischen und die Lebensläufe kreuzen. Er begegnet uns nicht mit zeitentrückter Erhabenheit, sondern wie ein vertrauter Freund, der das Leben kennt aus langer Erfahrung.