Buchwissenschaft Mainz
Jakob-Welder-Weg 18,
Mainz
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Das Institut hat sich historisch gesehen aus der Gutenberg-Forschung entwickelt, wobei am Anfang die Materialität der Kommunikation und die Inkunabelforschung im positivistischen Sinne im Mittelpunkt standen. Bedingt durch die wissenschaftsgeschichtlichen Fortschritte standen danach Bereiche der Bibliographie und der Sozialgeschichte der Literatur im Mittelpunkt; ebenso wurde die enge Wechselbeziehung zwischen Wissenschaftsgeschichte und Buchgeschichte immer wieder thematisiert. Prof. Füssel hat dann in den neunziger Jahren die Buchwissenschaft als eine allgemeine Kulturwissenschaft gelehrt, mit einer Orientierung an der französischen Schule der Annales, mit ihrem deutlichen Bekenntnis zu aussagekräftigem, statistischem Material und ihrer sozialen Situierung des Buchmarktes. Der weitere wichtige anregende Gedankenkreis entsteht aus den anglo-amerikanischen Cultural Studies.
Eine den spezifischen Eigenschaften des Buches und seiner Rolle und Bedeutung in der Kultur und in der Gesellschaft gerecht werdende Fragestellung bietet die eindeutige kulturwissenschaftliche Perspektivierung, eine Kulturwissenschaft, die sich als Wissenschaft vom Menschen und der von ihm gestalteten Welt begreift, und die eine Integration der zersplitterten Wissenschaftsaspekte anstrebt, die Inhaltsanalyse und äußere Form, Biografie und Soziologie, Theologie und Philosophie, Handwerks- und Sozialgeschichte, rechts- und wirtschaftswissenschaftliche Aspekte synthetisieren kann. Der Doppelcharakter des Buches als ein geistiger Wert und als ein Handelsobjekt wird gerade dann genauer erfasst, wenn alle geistigen Strömungen einer Epoche ebenso berücksichtigt werden wie die zeitgenössischen ökonomischen, rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen. Durch den wissenschaftlichen Austausch des Institutes zu Kolleginnen und Kollegen aus Frankreich und den USA wurden diverse methodische Zugänge vertieft; sie gipfelten in der Verleihung des Gutenberg-Preises an Prof. Dr. Henri-Jean Martin (Paris, Lyon) 1998 und Prof. Dr. Robert Darnton (Princeton) 2004.
Im Hinblick auf die künftige Studien- und Forschungsstruktur werden die Veränderungen des Marktes und der Kommunikationssituation zu einem grundlegenden kulturwissenschaftlichen Ansatz hinzutreten; in einer Zeit des Medienumbruches und der Medienkonvergenz, in der wir uns im Moment befinden, ist es nötig, mit den Nachbardisziplinen enger denn je zu kooperieren. Sehr praktisch geschieht dies zur Zeit an der Universität Mainz durch den Forschungsschwerpunkt Medienkonvergenz, zu dessen erstem Sprecher Prof. Füssel gewählt wurde.
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