BSZ für Technik II Handwerkerschule Chemnitz
Fährt man vom Chemnitzer Stadtzentrum die Hartmannstraße entlang, so ist nach dem Passieren der Brücke über die Chemnitz auf der rechten Seite ein imposantes Schulgebäude zu sehen. Die Fassade erinnert an die italienische Hochrenaissance. Dieses vom Chemnitzer Architekten Emil Ebert entworfene Schulgebäude wurde am 21. September 1910 als Reformschule seiner Bestimmung übergeben.
1912 unterrichteten 36 Lehrer bereits 700 Schüler. Ab 1915 nannte sich die Schule dann Reformgymnasium mit Realschule. Die Lehranstalt zählte zu den fortschrittlichsten dieser Zeit, da sie über moderne Unterrichtsmittel verfügte. Diese kamen von Spendern, so auch die noch immer funktionsfähige Jehmlich-Orgel, die damals Eltern stifteten.
1945 ging die Schule im Bombenhagel in Flammen auf und wurde erheblich beschädigt. Ein halbes Jahr später konnte nach Notreparaturen die nun zur Oberschule Schloßstraße umbenannte Einrichtung ihren Lehrbetrieb wieder aufnehmen. Erst zu Beginn der 50er Jahre waren die Kriegsschäden vollständig beseitigt und die Fassade fast originalgetreu wieder hergestellt.
Ab 1949 begann im Gebäude die Ära der Berufsschule, anfänglich in Allianz mit der benachbarten Handwerkerschule. Die Bezirksbauunion Karl-Marx-Stadt übernahm 1957 das Gebäude als Betriebsberufsschule. In dieser Zeit wurden jährlich etwa 900 Lehrlinge in fast allen Bauhaupt- und Nebengewerken unterrichtet.
Nach der Kommunalisierung des Gebäudes 1990 entstand das Berufsschulzentrum für Technik IV. Im Jahr 2001 wurde das Berufsschulzentrum für Technik IV an das Berufsschulzentrum für Technik II – Handwerkerschule angeschlossen.
Die Rekonstruktion der Schule in den Jahren 2003 bis 2006
Am 09. Februar 2000 fasste der Chemnitzer Stadtrat einstimmig den Beschluss über die Entwicklung der beruflichen Schulzentren der Stadt Chemnitz. Im Oktober 2000 erfolgte im Stadtrat der Beschluss zur Aufhebung des BSZ für Technik IV - Schloßstraße und dessen Zuordnung zum BSZ für Technik II - Handwerkerschule zum Ende des Schuljahres 2000/2001.
Dies wurde im Juli 2001 durch das Sächsische Staatsministerium für Kultus unter der Maßgabe, dass alle in der Schloßstraße befindlichen Ausbildungsrichtungen, Klassen, Lehrer und das Schulgebäude in das BSZ - Handwerkerschule integriert werden, bestätigt.
Damit gelang die Bestandssicherung des vereinten Berufsschulzentrums. Für die Stadt Chemnitz bestand nun die Aussicht, Fördermittel des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) zu erhalten. Nun war der Weg frei für die Rekonstruktion der beiden altehrwürdigen Gebäude sowie für die Modernisierung der Werkstätten und Fachunterrichtsräume einschließlich deren Ausstattung.
Im Jahr 2000 begannen die vorbereitenden Planungen für die Generalsanierung an der Schule. In einem fortwährenden Prozess unter Einbeziehung des Schulverwaltungsamtes, des Hochbauamtes, des Regionalschulamtes, des zu ständigen Architektur- und Planungsbüros Iproplan sowie weiterer begleitender Ämter wurde die Rahmenplanung über mehrere Jahre konkretisiert, verworfen, verbessert und letztlich bestätigt. In den Sommerferien 2003 erfolgten die Auslagerung der gesamten Ausbildung des Gebäudes Schloßstraße sowie der Baubeginn für dieses Haus und den Verbindungsneubau. Genau ein Jahr später wurde das Haus Promenadenstraße leer gezogen. Nicht nur die Logistik für die Umsetzung der schweren Maschinen der Holz- und Metallbearbeitung musste gut durchdacht sein, sondern auch die Unmengen an Möbeln, Lehr- und Unterrichtsmitteln, Verbrauchsmaterial und sonstiger Technik wollten bewältigt sein.
Unzählige Müllcontainer wurden mit Altmaterialien, die aus den Tiefen der Häuser hervorquollen, gefüllt und abtransportiert. Obwohl bei dem Einen oder Anderen die Nerven in dieser Zeit blank lagen, ist es dem Fleiß und der Übersicht aller Beteiligten zu verdanken, dass sowohl nach dem Umzug im Jahr 2003 als auch 2004 in den Auslagerungsobjekten pünktlich und ordentlich der Unterricht wieder beginnen konnte. Insgesamt wurde während der Auslagerung an sieben Stellen in der Stadt unterrichtet.
Während dieser Zeit fand federführend durch das Planungsbüro unter Einbeziehung des Kollegiums die Ausstattungsplanung statt. Über den Stand des Fortgangs der Rekonstruktion wurde das Kollegium in Dienstbesprechungen und Lehrerkonferenzen informiert. Mehrere Baustellenbesichtigungen mit den Lehrern vermittelten den aktuellen Baufortschritt und sollten die Verbindung zur neuen wie alten Schule nicht abreißen lassen. Ca. 80 Bauberatungen, Baustellenbesichtigungen und eine Reihe weiterer Beratungen verdeutlichen die Kontinuität dieser Arbeit. Im März 2006 begann man, die ersten Ausrüstungen aus dem Zwischenlager in Rabenstein zurück in das Gebäude Schloßstraße zu bringen. Nach der bauseitigen Übergabe wurde auch das Gebäude Promenadenstraße eingerichtet. In den Sommerferien 2006 fand der Rückzug aller ausgelagerten Bereiche statt, so dass der Unterricht am 04. September 2006 im rekonstruierten Berufsschulzentrum planmäßig begann und am 06. September die Einweihung des neuen Gebäudes gefeiert werden konnte. An der Rekonstruktion waren über 160 bauausführende Firmen beteiligt. Die Europäische Union förderte dieses Vorhaben mit fast 11 Millionen Euro. Der Eigenanteil der Stadt Chemnitz lag bei reichlich 5 Millionen Euro.